Mittwoch, 13. Februar 2013

Resilienz - Widerstandskraft

Intuitive Verarbeitung eines einschneidenden Erlebnisses 


„Du darfst jetzt Feierabend machen.“ „Nein, das kann ich nicht. Es fühlt sich für mich einfach nicht stimmig an.“ Diese letzten Bildern von dem gerade verstorbenen Herrn Schurter (Name geändert) wollte die junge Pflegfachfrau nicht nach Hause tragen. 

Zusammen mit ihren Teamkolleginnen erledigt sie so dann ruhig und achtsam die letzten „Handlungen“ die nötig sind, um sterbliche Überreste für den letzten Gang hübsch herzurichten, wie waschen, kämmen, ankleiden. Ein Ritual, welches nicht nur für die Angehörige von Wichtigkeit sind, wie sich später herausstellte.


Was zuvor geschah: 

 

Als die junge Frau das Krankenzimmer von Herrn Schurter betritt, spürt sie sogleich, dass etwas nicht stimmt. Der Blick des Kehlkopfkrebs erkrankten Patienten erfasst sie nicht mehr, er ging sozusagen durch sie hindurch. Herr Schurter scheint weit weg – sein Atmen fliesst hörbar schwer. Wie kann ich seine Atmung bloss unterstützen? fragt sie sich selbst. Ohne zu zögern, setzt sie sich auf das Bett des Patienten, nimmt ihn in ihre Arme, hebt ihn leicht hoch und dreht ihn dann etwas zur Seite. Diese Stellung verschafft Herrn Schurter tatsächlich eine gewisse Erleichterung. 

Trotz dieser Hilfestellung verschied Herr Schurter kurz darauf ohne wieder sein Bewusstsein zu erlangen... 

Mit einer kurzen wingwave-Intervention überprüfte ich mit meiner Klientin die verschiedenen Sequenzen dieses Erlebnisses – schliesslich begleitete die junge Frau zum ersten Mal jemanden so hautnah in den Tod.
Ich muss gestehen, ich war überrascht, weil es kaum etwas zu winken gab. Für mich ist klar, es waren diese letzten Handlungen am Leichnam, welche meiner Klientin halfen das einschneidende Erlebnis auf natürliche Art und Weise zu verarbeiten.

Das beschriebene Beispiel zeigt, wie richtig und wichtig es ist auf seine innere Stimme - seine Intuition - zu hören und darauf zu vertrauen. Anstatt Feierabend zu machen, sorgte die junge Pflegfachfrau für sich selbst und tat nicht zuletzt auch für die Hinterbliebenen etwas sehr Wertvolles.

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